3 Paare, ein Ziel

"3 Paare, ein Ziel" Mein Feedback zur Doku

Ich wurde gefragt, ob ich nicht Lust hätte, in eine neue Doku (5×30 Min) zu schnuppern, die ab 23.02.2023 in der ARD Mediathek zu sehen ist. Es geht um drei Paare, die sich ein Baby wünschen deren Kinderwunsch sie vor viele Herausforderungen stellt.

In meinem KiWu-Club haben 100% der Mitglieder genau die gleichen Stolpersteine im Weg liegen und verzweifeln nicht selten daran, was ihnen von außen an guten Ratschlägen mitgegeben wird. Deshalb bin ich immer gespannt und eher kritisch, wenn ich gebeten werde, für Bücher, Artikel oder Dokus ein Feedback zu geben. Doch ich bin ehrlich:

Ich war sehr positiv überrascht!

Von dieser Doku war ich sehr positiv überrascht, denn ich erkannte in jedem der Paare so viele Teile meiner Klient:innen wieder. Als eine der Frauen verstrubbelt aus dem OP zu ihrem Partner in den Warteraum kam, erinnerte ich mich auch an mich in genau der gleichen Situation. Damals, vor 14 Jahren. Mein Mann war überfordert, ich tat ihm leid und so beugte er sich zu mir runter und meinte: „Und jetzt gehen wir ein Eis essen!“. Für diesen Satz bin ich heute noch dankbar und es ist so unterschiedlich wie alles im Leben, wem welche Worte in welcher Situation helfen oder nicht.

Du merkst es niemandem an.

Auch wenn wir während der Kinderwunschphase schnell das Gefühl haben jede Freundin um uns herum wird „einfach so“ und „superschnell“ schwanger… es stimmt nicht. Die nicht (ganz so schnell) Erfolgreichen jubeln es nur einfach nicht so in die Welt hinaus wie diejenigen, bei denen es flott geht.  

Eine 29jährige kann stark unter ihrem unerfüllten Kinderwunsch leiden, auch wenn sie noch viel Zeit zu haben scheint. Vielleicht möchte sie aber nicht erst 10 Jahre nach ihren Freundinnen mit dem Baby im Arm dastehen? Vielleicht hat sie eine Erkrankung, die die Fertilität beeinflusst und sollte nicht lange warten? Vielleicht hat ihr Partner wenig gute Samenzellen zur Verfügung und die Zeit läuft…

Wir wissen es nicht.

Die 39jährige versucht es noch nicht so lange, weil sie bisher einfach nicht den richtigen Partner an der Seite hatte, mit dem sie sich ein gemeinsames Kind vorstellen konnte? Jetzt wird ihr von allen Seiten suggeriert, sie müsse sich beeilen und gleich die erste Schwangerschaft endet in einer Fehlgeburt… Vielleicht bringt einer von beiden auch schon ein Kind aus einer früheren Beziehung mit und der Gedanke liegt nahe „Das kann doch jetzt nicht so schwer sein, es nochmal zu schaffen!“?

Wir wissen es nicht.

Ein gleichgeschlechtliches Paar möchte Nachwuchs. Nun springt manch Super-Cleveren sofort der Gedanke „Doppelte Chance, doppeltes Glück“ in den Kopf. Doch selbst wenn das Paar das so geplant hätte, das Schwanger werden brächte hier immer viel Organisation und Kreativität mit sich. Rein aus biologischen Gründen. Und wenn eine von beiden schwanger ist, ist ihre Partnerin nach Geburt nicht automatisch AUCH die Mama per Gesetz. Nicht einmal, wenn sie verheiratet sind. Es ist ein langer Weg und was da alles anzugehen und zu wuppen ist…

Wir wissen es nicht.

Aber wir sollten zumindest alle – Betroffene wie Nicht-Betroffene – den Hauch einer Ahnung haben vom Thema „unerfüllter Kinderwunsch“ und was er mit sich bringen kann. Körperlich, seelisch, finanziell.

Ein bisschen Demut der Natur gegenüber schadet nie und wer nicht weiß, wie er Menschen mit einem unerfüllten Kinderwunsch helfen kann, der darf a) ruhig fragen „Kann ich Dir denn was Gutes tun?“ oder b) einfach schweigend da sein, wenn ein offenes Ohr benötigt wird.

Schaut Euch die Doku gerne an.

Ich war begeistert darüber, dass kein aufgeblasenes Drama aus den einzelnen Geschichten gemacht wurde. Die Paare waren offen, ehrlich, unglaublich mutig, klug, organisiert, ein starkes Team und trotz einiger Rückschläge oft auch herrlich lustig und mit einem – wie ich finde – schönem Humor ausgestattet. Ich habe auf jeden Fall mitgelacht und manchmal geweint, viel genickt und mich an manch unserer Club-Treffen erinnert.

Darüber reden hilft.

In den vierzehntägigen Club-Treffen des KiWu-Clubs kommen die Teilnehmer:innen oft etwas geknickt in den Raum und verlassen ihn mit einem Lächeln im Gesicht. Warum? Weil es einfach guttut, offen und ehrlich über seinen unerfüllten Kinderwunsch sprechen zu können. Wohl wissend, dass es den anderen genauso geht und keine:r alleine ist mit den Sorgen, Gedanken und offenen Fragen.

Mein Fazit:

Liebe „Kinderwunschler“, Ihr könnt die Doku gut anschauen, ohne von schlimmsten Geschichten und Horrormeldungen erschlagen zu werden (ich habe die ersten 5 Folgen gesehen!). Ihr seid nicht alleine mit Eurer Situation. 

Liebe „Angehörige“, Ihr könnt ebenfalls gerne reinschauen und Euch ein Bild davon machen, was Eure Lieben vielleicht gerade alles zu stemmen haben. Wenn sie mal schlecht drauf sind, zu einer Feier nicht kommen wollen oder einfach so die Tränen kommen… dann fällt es nach der Doku ein Stück leichter zu verstehen (und zu akzeptieren!), hoffe ich. 

(Foto Credit: BR/Ronny Zimmermann, Markus Konvalin, A.Friederici)

Viel Spaß dabei und an alle, die gerade vor ähnlichen Herausforderungen stehen wie die drei Paare in den fünf Folgen: Ihr seid herzlich Willkommen im KiWu-Club!

Hier geht´s zur Doku! 

Alles Liebe,

Eure Stefanie

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