Warst Du schon mal auf einer Kinderwunsch-Messe?

Warst Du schon mal auf einer Kinderwunsch-Messe?

Vergangenes Wochenende (21.10.2023) war ich einfach nur als Gast auf der „Wish for a Baby“ Messe in Köln und als ich tags drauf den Computer hochfuhr und mein Handy anmachte, ploppten gleich – dem Algorithmus sei Dank – alle möglichen Infos dazu auf. Sogar ein Artikel von der „Tagesschau“ war dabei.

Warst Du schon mal auf so einer Messe?

 Ich war letztes Jahr bereits dort. Ebenfalls als Gast, da nannte sich die Veranstaltung noch „Kinderwunsch-Tage“ und hatte nicht nur ausländische Kinderwunschkliniken als Aussteller vor Ort, sondern auch ein paar deutsche.

Diesmal tummelten sich bereits vor der Türe einige Demonstrantinnen.

Die meisten von ihnen trugen lange rote Mäntel und eine weiße Kappe, wie in dem Roman „Der Report der Magd“, in dem fruchtbare Frauen von reichen, privilegierten Menschen zum Austragen ihrer Kinder gezwungen werden. Die Demonstrantinnen wollten „aufklären“, wird später im Kölner Stadtanzeiger zu lesen sein.

Doch als Andreas Wucherpfennig, ein auf Kinderwunschrecht spezialisierter Anwalt, in seinem Vortrag erzählte, er sei auf die Gruppe Frauen zugegangen, habe sie zum Kaffee eingeladen und mit ihnen sprechen wollen…, da wurden ihm scheinbar nur weiter laut Parolen ins Gesicht gerufen.

„Aufklärung“ sollte meiner Meinung nach auf konstruktiver Kommunikation basieren. Die war leider nicht wirklich erkennbar und das ist schade. Denn ja, Themen wie „Leihmutterschaft“ und „Eizellspende“ z.B. gehören diskutiert.

In Deutschland ist nur die Samenspende erlaubt. Die Eizellspende nicht.

Diesem Thema widmet sich aktuell die Politik und eine Kommission, bestehend aus 18 Expert:innen unterschiedlicher Couleur prüft, ob die Eizellspende nicht auch in Deutschland denkbar ist. Aber ich will gar nicht so sehr in die Politik einsteigen.

Vielmehr stellte sich für mich die Frage:

Wie geht es betroffenen Menschen auf so einer Messe?

Wie ist es, an einer Reihe Polizisten vorbei zum Eingang zu gehen, während im Hintergrund lauthals „Menschenhandel!“ gerufen wird?

Was macht es mit einem, in einem Vortrag blumige Schilderungen zu hören, wie dank eines neuen Verfahrens gerade kürzlich erst eine 45jährige Frau ein Baby bekommen hat? Gleichzeitig kann man in der Broschüre lesen, dass letztes Jahr knapp 400 Frauen in Behandlung waren und (nur?) 13 Geburten erreicht wurden.

Ein super sympathischer Arzt erzählt von diagnostischen Begebenheiten, die man im vorangegangenen Vortrag einer Ärztin aus seinem Nachbarland noch etwas anders verstanden hat. Hatte ich was nicht mitbekommen oder gab es tatsächlich Widersprüche in den Ausführungen?

Eine deutschsprechende Patientenbetreuerin aus einem schönen, sonnigen Land erzählt von der nicht anonymen Eizellspende in ihrer Klinik. Sie hätten das Prozedere im Laufe der letzten Jahre angepasst, denn die Wünsche der Kundschaft seien zum Teil nicht mehr mit der Menschenwürde der Spenderinnen vereinbar gewesen. „Bitte bedenken Sie, Spenderinnen sind Menschen. Wir sprechen hier von Menschen.“ Was muss vorgefallen sein, dass sie so explizit darauf hinweisen muss?

Die Kinderwunschwelt öffnet sich und die Herausforderungen wachsen.

  • Es ist herausfordernd, sich mit den Möglichkeiten in Deutschland, der EU und der restlichen Welt auseinander zu setzen.
  • Finanziell steigt man bei vielen Angeboten nochmal schnell in eine ganz andere Liga ein.
  • Sind Versprechungen tatsächlich Chancen oder nur gutes Marketing?

  • Und nicht zuletzt:

Ist das alles mit meinen Werten vereinbar oder wo liegen meine Grenzen?

Im KiWu Club fällt uns durchaus auf, dass der Zugang zu Behandlungen über alle Grenzen hinweg immer leichter wird, WENN die Kreditkarte gedeckt ist.

Aber die mentale Begleitung, die muss man lange suchen und oft findet man sie gar nicht. Die Frauen wissen, dass manche Vorgehensweisen in Deutschland nicht erlaubt sind und denken oft, sie bekämen deshalb auch keine therapeutische Unterstützung im Heimatland.

Doch die Trauer, das Sich-alleine-Fühlen, die Orientierungslosigkeit, die einen auf dem Kinderwunschweg begleiten, die sind unabhängig vom Behandlungsort und verstoßen gegen keinerlei Gesetze. Ihre Existenz ist real und darf begleitet werden.

Niemand wird Euch Adressen oder Ansprechpartner:innen nennen!

Wie auch Andreas Wucherpfennig – oben bereits erwähnter Anwalt – sagte: Never ever werdet Ihr in Deutschland von professionellen Helfern hören „Ich kenn da den X im Land Y, dort wird Ihnen geholfen. Sagen Sie schöne Grüße von mir.“ Denn DAS ist verboten.

Aber wir sind für Dich da, wenn…

  • Du Dich einsam fühlst und nicht weißt, mit wem Du Deine Sorgen teilen kannst.
  • Du traurig bist, so viel auf Dich nehmen zu müssen für etwas, das andere scheinbar so easy wuppen.
  • Du Deine Gedanken sortieren musst, weil Du gar nicht mehr weißt, wo Dir der Kopf steht.

Manchmal hilft es schon, sich zu unserem Newsletter anzumelden, manchmal ist es besser, doch einfach in den KiWu Club zu kommen und sich in Echt auszutauschen. In Gruppen oder mit Expert:innen unter 4 Augen. Ganz, wie es Dir gut tut.

„Ich hätte schon viel früher Hilfe holen sollen!“

Sagte kürzlich eine junge Frau und Club-Mitglied, die mittlerweile ihr Wunschkind bekommen hat und es stolz in unserer Schwangerengruppe vorstellte.

Hör auf sie und mach das alles nicht zuuuuu lange mit Dir allein aus. Es ist wichtig, dass Du Dich – auch außerhalb Deiner Partnerschaft – austauschen kannst. Nicht nur im Kinderwunsch, sondern in allen Lebenskrisen.

Denn nichts anderes ist er, der unerfüllte Kinderwunsch: Eine Lebenskrise.

Ich freue mich im Club auf Dich und drück Dich mal ganz fest.

Bild von 00luvicecream auf Pixabay

Alles Liebe,

Deine Stefanie

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